2021


 

 

Erinnerungsgang 2021

 

MEHR ALS EIN STERN

Mit dem Erinnerungsgang in Oldenburg wird jedes Jahr der jüdischen Opfer gedacht, die durch die Nationalsozialisten verfolgt und auch ermordet wurden. Anlass ist der Jahrestag der Pogromnacht vom 9./10. November 1938, in deren Folge jüdische Männer durch Oldenburg getrieben und in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurden.
Beim Erinnerungsgang gehen wir diesen Weg im Gedenken an die Opfer.

 

Charlotte Seligmann, geb. de Beer,
Oldenburgerin und Jüdin

„Wir sind immer zu Weihnachten so gern rüber gegangen, weil die einen großen Tannenbaum hatten, und dieses Gebäck /… / Mit 17 haben wir Tanzstunde gehabt /…/ wir wollten gerne zum Ball vom Theater. /…/ Wir waren alle im Turnverein, Schwimmverein /…/ Sportabzeichen gemacht, die Jüngste konnte schon nicht mehr, da war schon die Nazi-Zeit /…/ da haben wir hier einen jüdischen Turnverein gegründet und haben Turnen können im Seminar in der Peterstraße. /…/ Wir waren das letzte Paar, das in der Synagoge hier getraut wurde. /…/ einmal habe ich mich mit reingeschlichen in die Methodistenkirche, wo meine beste Freundin geheiratet hat. /…/ Wie mein Mann in Sachsenhausen war, da mußte ich jeden Morgen zur Gestapo mich melden. /…/ Am 9. November sind die weg gekommen, bis 31. Dezember. /…/ Und dann haben wir Bescheid gekriegt, Paraguay wär noch offen. /…/ im März ’39 /…/ wie der Krieg ausbrach, mußten meine Eltern Oldenburg verlassen /…/ meine Mutter durfte nicht mit Vater über die Straße gehen, Vater hatte die Binde mit dem Stern.“ Interview von Andreas Wojak, Auszüge, Radio Bremen 31.8.1996

 

Ebenso Peter Gerson, Elly de Vries, Ludwig de Vries, Bendix Jakobs, Hertha Israels, Gustav Tahl, Max Parnes – alle waren so viel mehr als nur Angehörige ihrer Religion, sie waren Persönlichkeiten mit Wünschen, Hoffnungen und Problemen. Sie lebten in den Oldenburger Straßen, durch die wir heute noch gehen, hatten ihre Heimat in der Donnerschweer Straße, in der Achternstraße oder im Lerigauweg. Die Oldenburger ließen ihre Fotos in einer der Photohandlungen von Gustav Tahl in der Ulmenstraße oder Bremer Straße anfertigen oder erwarben ihre Schuhe im Schuhgeschäft der Familie Parnes am Markt 20.

Viele Familien verließen ihre Oldenburger Heimat für immer – oder versuchten es. Andere wurden deportiert und aus dem Leben gerissen.

Max Parnes, geb. 20.11.1910 Hannover, Tod: Minsk 28.7.1942
Julius Parnes, geb. 6.1.1913 Altenburg, Tod: Minsk 28.7.1942
Regina Parnes, geb. 9.2.1917 Oldenburg, Tod: Minsk 28.7.1942
Klara Parnes, geb. 25.8.1926 Oldenburg, abgeschoben nach Polen 28.10.1938, Tod: verschollen unbekannt

(Jörg Paulsen: Erinnerungsbuch: Ein Verzeichnis der von der nationalsozialistischen Judenverfolgung betroffenen Einwohner der Stadt Oldenburg 1933-1945. Bremen, Ed. Temmen 2001)

 
 


 

28. Oktober – 3. Dezember
Filmprogramm zum Erinnerungsgang
Jüdisches Leben in Deutschland heute und damals
Ort: Cine K, Bahnhofstraße

4. – 17. November
Wanderausstellung #StolenMemory der Arolsen Archives
Eröffnung am 5.11. um 15.00 Uhr
„Effekten“-Ausstellung aus den Arolsen Archives
Ort: Schulgelände GEO, Theodor-Heuss-Straße
Öffnungszeiten: Mo – So, 8 – 19 Uhr

4. – 20. November
„Mehr als ein Stern“ –
Ausstellung in der Landesbibliothek

Historische und künstlerische Schüler:innenarbeiten
(unbedingt das eigene Smartphone und Kopfhörer mitbringen)
Ort: Landesbibliothek am Pferdemarkt

7. November | 11.30 Uhr
15. und 16. November | jeweils 10.30 Uhr
„Winterreise“ – Der Film über Martin Goldsmith
Am 15. und 16. November anschließend Publikumsgespräch mit Martin Goldsmith
Ort: Staatstheater Oldenburg, Großes Haus
zurzeit 3G-Regel, Infos beim Staatstheater

8. November | 19.00 Uhr
Kultureller Abend – Musik und Lesungen
Ort: Aula, GEO
3G-Regel, Anmeldung per E-Mail an
lena.gottwald@geo-iserv.de

9. November | 17.30 Uhr
Ökumenischer Gottesdienst
Ort: Peterkirche, Peterstraße 22-26

10. November | 15.00 Uhr
Erinnerungsgang
Ort: Innenhof der Landesbibliothek, Pferdemarkt

10. November | 20.00 Uhr
Lesung Sandra Kreisler
„Jude sein. Ansichten aus dem Leben in der Diaspora“
Ort: Cine K, Bahnhofstraße

14. November | 11.30 Uhr
Studentische Arbeiten der Ausstellung
„Le’Chaim! Jüdisches Leben in Oldenburg“
und Schülerarbeiten des GEO
Ort: St. Stephanus, Windthorststr. 38
3G-Regel, Anmeldung Tel. 95 70 20

16. November | 18 Uhr
Martin Goldsmith ist mit dem Film WINTERREISE zu Gast.
Wir freuen uns auf ein gemeinsames Gespräch im Anschluss an den Film.
Ort: Cine k, Bahnhofstraße 11
2G-Regel, Anmeldung Tel. 2489646

18. November | 19.00 Uhr
Eröffnung Kunstausstellung „Mehr als ein Stern“
Zeichnerische und darstellende Schüler:innenwerke, Musik
Ort: St. Stephanus, Windthorststr. 38
3G-Regel, Anmeldung Tel. 95 70 20

05. Dezember | 11.30 Uhr
„1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – Musik und Texte“
Ort: St. Stephanus, Windthorststr. 38
3G-Regel, Anmeldung Tel. 95 70 20

 
Masl Tov

Zum Zusammenleben von Juden und Nicht-Juden in Oldenburg und der Region

In dieser Sendung werden Themen aus der Region aufgegriffen, die mit der Jüdischen Gemeinde oder der Geschichte von Juden in Oldenburg zu tun haben. Darüber hinaus werden antisemitische oder rassistische Tendenzen in der Region beleuchtet, Fragen der kollektiven Erinnerung behandelt. Es kommen Gäste von außerhalb zu Wort, die diese Themen beleuchten oder es wird ein Blick auf die Entwicklungen in Israel und dem Nahen Osten geworfen.

Thema heute: Erinnerungsgang 2021 in Oldenburg – Eine Lehrerin und Schülerinnen des Gymnasium Eversten berichten über ihre Projekte und Vorhaben

Redaktion und Moderation: Thomas Kleinspehn

 

Audio Masl Tov Erinnerungsgang 2021
 

 

 
Podcast-Reihe „Mehr als ein Stern“
Schülerinnen und Schüler des GEO produzieren im Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ einen Podcast und beantworten darin Fragen, erklären grundlegende Aspekte des Judentums, der jüdischen Geschichte und geben darüber hinaus einen Einblick in Feste in der Jüdischen Gemeinde Oldenburgs.
 

 

Welche Fragen haben Schülerinnen und Schüler ans Judentum? Welche Begriffe sollte man unbedingt kennen? Und was ist eigentlich Purim?

Podcast Reihe zu jüdischer Kultur und Geschichte
 

 
 

 

Unsere Sechstklässlerin Mia hat nachgerechnet: Sie ist im Jahr 5781 geboren…Moment?! Sie kann natürlich nicht in der Zeit umherreisen und ist doch eigentlich 2009 geboren, aber im Judentum gibt es eine andere Zeitrechnung und sie hat ihren Geburtstag umgerechnet. Mehr dazu sowie über die Entstehung des Judentums, das traditionelle Pessachfest und wie es in Oldenburg gefeiert wird, erfahrt ihr in der neuen Podcast-Folge! Außerdem wird geklärt, ob Juden Salami-Pizza essen dürfen und warum viele Juden zwei Kühlschränke haben.

Podcast Pessach
 

 
 

 

Menschen unterbrechen ihre Arbeit, halten mitten auf der Straße an, steigen aus den Autos aus und schweigen 2 Minuten – und das im ganzen Land. Warum das einmal im Jahr in Israel passiert, erzählen euch Schülerinnen eines Religionskurses aus dem neunten Jahrgang. Ebenso kommt eine Lehrerin zu Wort, die von ihrem Besuch in der größten Holocaust-Gedenkstätte erzählt: Yad Vashem. Warum dort sogar ein Baum wegen einer Oldenburger Familie gepflanzt wurde, könnt ihr in der neuesten Folge erfahren. Und neben all diesen schrecklichen Dingen gibt es so auch Geschichten, die Hoffnung machen auf Freundschaft und Verständigung zwischen den Menschen – die Schülerinnen erzählen in diesem Zusammenhang auch von christlich-jüdischer Verständigung.

Podcast Jom haSchoa
 

 
 

 

Was hat ein Stück Käsekuchen mit der Tora zu tun? Welche Gemeinsamkeiten haben das christliche Pfingstfest und das jüdische Fest Schawuot? Und was bedeutet eigentlich der Begriff „orthodox“, den man manchmal im Zusammenhang mit dem Judentum hört? Dies erfahrt ihr in der aktuellen Podcast-Folge, die definitiv Lust auf Süßes macht…Außerdem wird geklärt, wie man die Kopfbedeckung nennt, die auch auf dem Logo zum Podcast zu sehen ist.

Podcast Schawuot
 

 
 

 

Ein ganz schön schwieriger Titel für die neue Folge! Aber keine Sorge, gleich zwei fünfte Klassen erklären für alle verständlich, was es mit diesem speziellen Fastentag im Judentum auf sich hat! Warum man einen Tag lang auch nichts trinken darf, was eigentlich die Klagemauer und die Menora sind und wie viele Juden es derzeit in Deutschland gibt, wird ebenfalls erklärt.

Podcast Schiwa Assar beTammus
 

 
 

 

Love is in the air…zumindest geht es in der sechsten Folge um den Tag der Liebe! Dies hat aber weniger mit dem bekannten „Valentinstag“ zu tun, auch wenn der Tu B’Av der beliebteste Tag für Hochzeiten ist, sondern mehr mit dem Ende eines historischen Heiratsverbots. Neben den Hintergründen hierzu erklären die Schülerinnen und Schüler wesentliche Ähnlichkeiten zwischen Judentum und Christentum und klären die Frage, wie man eigentlich Jude wird. Außerdem erklären sie , was es mit dem Davidstern auf sich hat.

Podcast Tu B’Av
 

 

 

„Frohes neues Jahr“ oder „happy new year“ wünschen sich viele Menschen auf der ganzen Welt am 1. Januar. Nun sind wir einfach nicht viel zu früh dran, wenn es in dieser Folge um das Neujahrsfest geht, sondern richten uns nach dem jüdischen Kalender. Natürlich darf, wie am bekannten Neujahrsfest im Januar, traditionelles Essen nicht fehlen. Ob es hier wohl um Raclette oder Fondue geht?

Podcast Rosch-ha-schana
 

 

 

Männer hängen sich Hähne um den Hals und Frauen greifen zur Henne als Halsschmuck…richtig gelesen! Das passiert an Jom Kippur, aber warum und was wird an diesem Tag gefeiert? Was darüber hinaus Bräute am Vorabend ihrer Hochzeit machen und wie gut sich Lehrkräfte auf die Frage „Was ist eigentlich eine Mesusa?“ schlagen, hört ihr in der achten Podcast-Folge.

Podcast Jom Kippur
 

 

 

Sukka, Lulav, Etrog…Wenn ihr davon noch nie etwas gehört habt, habt ihr vermutlich auch noch nicht so viel von Sukkot gehört. Dabei gehört dies zu den wichtigsten Festen im Judentum und bildet mit Rosch ha-schana und Jom Kippur einen wahren Feiermarathon. Neues und Interessantes zu diesem Fest lässt sich hier in den nächsten Minuten entdecken!

Podcast Sukkot
 

 

 

Schabbat Schalom! Schüler erzählen in dieser Folge, wann der Ruhetag im Judentum ist und wie dieser abläuft. Wer bei den Geschichten um leckeres geflochtenes Brot (und mehr) Appetit bekommt, darf sich auf ein Rezept zum Nachbacken freuen. Holt am besten gleich Mehl aus dem Schrank und heizt den Ofen vor!

Podcast Schabbat
 

 

 

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Das Gymnasium Eversten Oldenburg (GEO) übernimmt in Kooperation mit dem Arbeitskreis Erinnerungsgang die Gestaltung des Erinnerungsgangs 2021